Wanderbericht Bohusleden Wanderung

Veröffentlicht auf von wanderlust

Erster Tag, Freitag, 22.08.2008, 17:20 Uhr -  Rostock bis Blåvättnerna

Wir sitzen nun im sehr komfortablen Zug von Malmö nach Kungsbacka. Hinter uns liegt eine sonnige Anreise von Rostock nach Trelleborg mit der TT-Line. Wir konnten die gesamten sechs Stunden auf dem Sonnendeck sitzen, lesen und etwas schlafen. Nach einer Bustour von Trelleborg nach Malmö war die Aufenthaltszeit am Bahnhof etwas länger und das Ticket teurer, als geplant – Das Geld wird wohl nicht reichen!

 

Wir werden um etwa 20:30 Lindome sein und nach einem geplanten Einkauf wohl erst gegen 21:30 Uhr unsere erste Hütte erreichen. Wir sind sehr gespannt auf die kommenden zwei Wochen und hoffen auf viel schöne und unberührte Natur. Entgegen der Planung haben wir nun doch unser Zelt dabei, hoffentlich wird sich das nicht rächen!

 


 

Wetter: Sonnig/leicht bewölkt ~ 20 °C

 

 

Die Planung der Zugfahrt war etwas umständlich, da der Zug, den wir nehmen wollten, schon vollkommen ausgebucht war und wir den nächsten eine Stunde später nehmen mussten. Beim Kauf der Tickets mussten wir Plätze reservieren, die noch nicht mal zusammen lagen. Man muss sich wohl früh genug darum kümmern, ansonsten hat man das Nachsehen. Aber nach freundlichen Fragen konnten wir trotz allem zusammen sitzen. Die Bahnangestellte hatte uns auch in einen Waggon verfrachtet, wo Handys und laute Plaudereien veroten waren. Das ist uns Deutschen natürlich gänzlich unbekannt! Eine Frau musste uns erst um Ruhe bitten, was wir zunächst unverständlicherweise zur Kenntnis nahmen.

 


Zweiter Tag, Samstag, 23.08.08-Lindome

 


Am Abend zuvor mussten wir uns mit einer Taschenlampe durch den Wald schlagen um die Markierungen der Wege zu erkennen, nachdem wir erst recht spät in Lindome mit dem Zug angekommen waren. Glücklicherweise hatten ein paar Wanderer zuvor ein paar Teelichter in unserer ersten Hütte zurückgelassen, sodass wir bei Kerzenschein noch etwas zu Abend essen konnten.  An unserem ersten Morgen in Schweden wurden wir mit gutem Wetter geweckt. Die Nacht war für Dörte etwas unruhig, da noch ein paar Leute Lärm gemacht hatten im Wald und man sich auch erst daran gewöhnen musste, fast unter freiem Himmel zu schlafen.

 


Das erste Bad in einem kühlen schwedischem See war aber sehr erfrischend und weckte gleich die Motivation loszuwandern. Am ersten Tag lernten wir auch einen deutschen Einwanderer kennen, der schon einige Jahre in Schweden lebte und sich für unsere Wandertour interessierte. Unsere erste Rast an dem Tag führte uns an einem See an dem wir Trinkwasser nehmen wollten, dieses hinterließ leider einen morastigen Nachgeschmack, sodass wir gern drauf verzichten konnten. Zum Glück "schmeckten" die noch kommenden Seen wesentlich besser, obwohl man immer auf die Dosierung des chlorhaltigen Desinfektionsmittel achten musste. In der zweiten Nacht mussten wir auch gleich unser Zelt aufschlagen, jedoch in einem eher stark bewohnten Gebiet. Daher hatten wir etwas Bedenken vielleicht doch umsiedeln zu müssen. Es schien aber keinen zu stören, sodass wir die schöne Aussicht auf den See genießen konnten.

 


 

 


Dritter Tag, Sonntag, 24.08.08

Am nächsten Morgen nutzten wir auch gleich wieder die frühen Morgenstunden um ein Bad zu nehmen. Aber die Handtücher zum Trocknen auf den Steg zu legen war jedoch keine gute Idee. Prompt kam ein Schwede, packte sie in einen Sack und wollte sie mitnehmen. Nach kurzen Erklärungen rückte er sie aber gerne wieder raus. Danach gab es im Sonnenschein auf dem Steg erstmal Frühstück. Wir waren auch nicht lange alleine als eine neugierige Ente uns Gesellschaft leistete. Anscheinend war sie an Menschen gewöhnt und wartete beharrlich darauf etwas zu fressen zu bekommen. 

 


An dem herrlichen Tag hatten wir wohl die meisten Menschen getroffen auf unserer Tour. Es schien, als ob alle  Einwohner aus Göteborg ins Grüne wollten und wir somit kaum eine ruhige Minute hatten. Als wir endlich unser Etappenziel erreichten, mussten wir feststellen, dass die Windhütte in der wir übernachten wollten abgebrand war und wir wieder das Zelt aufschlagen mussten. Bei dem felsigen Untergrund stellte sich dies jedoch als Herausforderung dar.

 


 

Vierter Tag, Montag, 25.08.2008 - Freden

 

Ja, das ist Schweden. Wir haben heute den dritten Tag und die vierte Etappe hinter uns gebracht. Unser Heim für diese Nacht ist eine Windhütte, die auf einem Gelände mit kleinen Häusern steht, in denen im Winter Tee ausgeschenkt wird. Heute haben wir auch zum ersten Mal andere Wanderer getroffen, drei Studenten/innen aus Oldenburg, die hier bereits eine Nacht übernachtet haben. Unser Abendessen war heute recht luxuriös, da wir uns in Jonsered frisches/tiefgekühltes Gemüse kaufen konnten. Heute, wie auch gestern, hatten wir bestes Wanderwetter mit viel Sonnenschein.

 

Fünfter Tag, Dienstag, 26.08.2008, 18:00 Uhr – Freden bis Gäddevatten

 

Wir sind nun mittlerweile bis kurz vor Kungälv gelaufen und machen nun Rast am Gäddevatten. Hauke hat gerade gebadet und Dörte quält sich grad im doch recht kalten See. Endlich scheint wieder die Sonne, nachdem es heute Vormittag erst nur von oben regnete und wir danach durch nasse Sträucher und nasses Gras durchnässt wurden. Die Laune war dementsprechend nicht so toll und von der Natur haben wir recht wenig wahr genommen. Nach einem kurzen Stopp am Supermarkt sind wir nun mit Kartoffeln, Gemüse und Schokolade ausgestattet. Gleich werden wir nach Feuerholz suchen und dann kochen und etwas entspannen.

 

 

 

Sechster Tag, Mittwoch, 27.08.2008, 14:00 Uhr

 

Nach einer Nacht mit unwillkommenden Schlafgästen (Fledermäuse, Mücken) sind wir wieder mit dem gewohnten Prasseln der Regentropfen aufgewacht. Nach dem Frühstück, einwachsen der Schuhe und einpacken der teils klammen Wäsche gings los nach Kungälv. Die Mittagspause verbringen wir grad im strömenden Regen in einer Bushaltestelle. Heute müssen wir für die nächsten 5-6 Tage einkaufen, da wir nun durch weitestgehend unbewohntes Gebiet laufen. Das heißt wieder einige Kilos mehr auf den Schultern. Trotz relativ schlechtem Wetters ist die Stimmung noch recht gut, vor allem, weil die Etappen der letzten Tage eher klein waren.

 

Einkaufsliste

Spiritus

Wasser

Magarine

Käse  (Tube/Räucherkäse)

Brot  ~5 Stück

Müsliriegel / Trockenobst / Nussfrucht

Nudeln 500 g

Trockengemüse (Kartoffelbrei)

Bulgur/Couscous

Gurke

Obst

Tomatenpampe

2x Fertiggericht

Eier

Alupapier/Aluschale

(Schokolade/Nüsse)

Joghurt

 

 

Siebter Tag, Donnerstag, 28.08.2008, 19:00 Uhr – Grandalen

 

Nachdem der Regen gestern nicht aufhören wollte, sind wir dann doch nach 2 ½ Stunden warten Richtung Kungälv losgelaufen. Nach einem riesigen Einkauf im Maxi waren wir froh, als wir die schweren Einkaufstüten an der Hütte hatten, wo uns Julian, Christian und Nikolai empfingen, die schon den ganzen Tag Karten spielten und sich freuten, dass sie mal Schafkopf statt Skat spielen konnten. Nachdem es irgendwann dann doch aufhörte zu regnen, hatten wir eine relativ ruhige, aber stürmische Nacht an der Hütte am Skilift. Leider waren viele Klamotten nass und wir konnten in keinen See springen. Das haben wir dann heute auf halber Strecke nachgeholt, wo wir das Mittagessen mit einem Bad im kalten See verbunden haben. Heute ist das Wetter zum Glück besser, nur das Gewicht auf den Schultern ist durch den Einkauf recht groß geworden.

 


Die Strecke war heute recht einfach zu laufen, keine großen Steigungen und meist gut ausgelatschte Wanderwege. Die Wege waren allerdings durch den Regen gut aufgeweicht. Nachdem wir unsere Hütte hier gegen 18:00 Uhr gefunden haben, hat Hauke noch bei den Häusern in der Nähe nach Trinkwasser gefragt, da leider wieder kein See in der Nähe ist. Zum Abendessen gabs Nudeln mit Soße – leider gabs noch keine Gelegenheit zum Angeln! Nun machen wir gleich noch ein Feuer und werden hoffentlich eine ruhige Nacht hier im Wald verbringen. Im Moment ist hier auf dem Schießstand in der Nähe noch gut was los.

 


 

Zehnter Tag, Sonntag, 31.08.2008, 19:00 Uhr - Stenshult

 


Heute sind wir endlich mal eine etwas kürzere Etappe gelaufen und sind nun in einer Hütte am Sportplatz von Stenshult. Heute wirds Kartoffelbrei mit Erbsen (wobei die Erbsen nicht weich werden, da sie über Nacht hätten eingeweicht werden müssen)geben. Mittlerweile haben wir Brot, Aufstrich, Wasser und Trockengerichte satt und freuen uns auf den Einkauf in Uddevalla.

 


Heute sind wir auf alten Wagenstraßen des 16ten und 17ten Jahrhunderts gelaufen. Einige Steinruinen waren ebenfalls im Wald zu finden. Ansonsten tragen uns unsere Füße über Waldpfade mit Wurzeln, Flussbetten, Sümpfen, nackte Felsen, Stege, Wiesen und asphaltierte oder Schotterstraßen. Heute sind wir ungewöhnlich viel auf Wegen entlang von Dörfern gelaufen, es war doch eine willkommende Abwechslung zum üblichen dichten Wald mit teilweise steilen, aber meist kurzen Anstiegen. Vor allem Waldböden, die mit Baumwurzeln übersäht sind, sind anstrengend zu laufen, da bei jedem Schritt darauf geachtet werden muss, wo man hintritt.

 


Von der Tierwelt haben wir bisher Raupen, Schlangen, Ameisen, Mücken, Stockenten, Graureier, Bussarde (?), seltsame änhängliche Insekten, die Nachts bei Dörte in den Haaren herumkriechen, Zecken, Eulen, Fledermäuse, Käfer und viele Libellen entdeckt. Elche haben wir zwar nicht gesehen, aber Fußspuren und Trinkgeräusche am See wahrgenommen.

 

Hier in der Hütte sind wir nun das erste Mal seit zwei Tagen wieder alleine, nachdem wir uns die letzten beide Nächte die Hütte bzw. den Zeltplatz mit zwei Jungs aus München geteilt haben, die sehr nett waren.

 


Der erste Angelversuch gestern blieb erfolglos und nun muss Hauke erst einmal wieder 1-2 Tage warten bis ein See kommt, der einigermaßen unbewohnt ist. Eine Alufolienform ist zumindest schon gekauft!

 

Die Strecke von Kungälv bis hierher ist bisher nur mit einigen kleinen Häusersiedlungen gesäumt. Landschaftlich ist es hier sehr schön. Der Weg führte durch vermooste Wälder mit Bächen, Wiesen, aber auch abgeholzten Flächen.

 


 

14ter Tag, Donnerstag, 4.09.2008, 18:00 Uhr - Viksjön

 

Einkaufliste:

Lätta

Wasser 2x (Geschmack)

3x Auflage (Wurst, Käse---)

1 x Abendessen heute

2 x Abendessen (2x Reis + Gemüse)

4 x Brot

Nüsse, Schoki, Trockenobst

Müsli/Müsliriegel

Gurke

Obst

Joghurt

 

 

Nachdem wir unsere Vorräte in Uddevalla aufgefüllt haben, gings weiter Richtung Munkedal, unserer letzten Station. Leider gab es im Einkaufsmarkt kaum Aufstriche, die wir ungekühlt mitnehmen konnten, sodass wir nun mit einer Schinken-, sowie einer Gorgonzolapaste ausgestattet sind. Tomatenmark haben wir ebenfalls zweckentfremdet zum Aufstrich. An Brot haben wir nun noch ein etwas fluffiges Roggenbrot und Wasa Knäckebrot – Ein Muss für den Schwedenurlaub!

 

Dörte hat nun mittlerweile drei Zeckenbisse, bei einer konnten wir den Kopf nicht entfernen. Die Krankenschwester in Uddevalla konnte uns allerdings beruhigen, so dass wir weiterziehen konten.

 


Die Etappen ab Uddevalla sind nun deutlich kürzer geworden, da wir in Munkedal am Samstag zurückfahren wollen. Wir sind nun am bisher größten See der Wanderung und werden hier unsere vorletzte Nacht verbringen. Leider sind wir wieder nicht alleine, da zwei Schulklassen etwa 100 Meter entfernt zelten. Die einzigste Nacht, in der wir wirklich komplett alleine waren war gestern am See Testikäln, wo wir bei wunderschöner Aussicht das sehr wechselhafte Wetter mit vier vorrüberziehenden Gewittern in der Hütte verbringen konnten. Der Angelversuch blieb erneut erfolglos. 

Diese Hütte hier ist nicht so schön – es tropft leider hinein. Es gibt zum Glück noch genug trockene Fläche zum Liegen, Kniffel spielen, lesen und schreiben. Im Moment scheint zum ersten Mal heute so richtig die Sonne, nachdem wir auf unserer Kurzwanderung heute ziemlich nass wurden. Heute gibts Reis mit Bohnen und einem hoffentlich ruhigen Abend mit wenig Kindern. Beim Wandern können wir die meiste Zeit gut abschalten und in der Zeit viel nachdenken. Reden tut man eher in den Pausen, da man während des Laufens eher mit sich und dem Gewicht auf dem Rücken beschäftigt ist. Jeden Tag fallen einem ebenfalls Lieder ein, die man vor sich hersummt (St. Anger von Metallica besonders gerne bei schlechten Wetter, Andrea Doria von Udo Lindenberg, Warum bin ich so fröhlich?, Das Wandern ist des Müllers Lust, Wenn eine Straße kommt, dann lauf ich links von Rolf Zuckowski...).

 

 

16ter Tag, Samstag, 6.09.2008, 14:00 Uhr

 

Nun sitzen wir bereits im Zug von Göteborg nach Malmö und sind gerade an unserer Ausgangsstation Lindome vorbei gefahren. Heute regnet es den ganzen Tag und somit fällt der Abschied nicht ganz so schwer. Mit nach Hause nehmen wir zahlreiche Mückenstiche, ein Berg klammer Klamotten und viele schöne Erinnerungen. Die gestrige Etappe vom Viksjön nach Munkedalsalven konnten wir bei schönstem Wetter genießen. Vielleicht war es die schönste Etappe der gesamten Wanderung – trotz der nur 2 ½ stündigen Wanderung.


Es lagen einige Wasserfälle, eine Hängebrücke, schöne kleine Orte und schöne Seen und Flüsse entlang des Weges. Die letzte Übernachtung haben wir in einer schönen Hütte am Mukedalsalven verbracht, die wir uns mit zahlreichen Mücken geteilt haben. Der letzte Angelversuch endete mit zwei kleinen Barschen, die Hauke aber wieder in den Fluss geschmissen hat – Schade! Zum Abschied gabs nochmal Lagerfeuer und eine Runde Kniffel – seit der Hütte am Testikälsjön ein beliebter Zeitvertreib!
 

Die Bildergalerie:
  Bohusleden 2008

 

Veröffentlicht in Schweden

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H
Danke für euren Blog.<br /> Ich bin aus Zufall auf deine Seite gekommen und finde die Berichte echt spannend. Gerade letzte Woche bin ich von meiner Reise aus Schweden zurück. Ich wollte auch zuerst Zelten und habe aber dann wegen dem Wetter mein Plan geändert. Dank der neuen Webseite Twenga.de hab ich mir dann das preisgünstigste Hotel ausgewählt. Mann war das schön in Schweden. Ich würde am liebsten meine Sachen Packen und wieder dort hin zurück.
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B
Habe den schon lange erwarteten Bericht sofort<br /> gelesen und war begeistert. Als alte Schwedenurlauber<br /> kann ich mir diese Wanderung gut vorstellen.
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