Ostseeküste in fünf Tagen

Veröffentlicht auf von wanderlust

 

Erster Tag, Samstag, 09.08.2008 Travemünde bis Boltenhagen (31 km)
 
7:44 – Start unserer ersten mehrtägigen Wandertour. Wir haben uns ein Stück entlang des Europäischen Wanderweges E9 an der Ostseeküste von Travemünde bis nach Warnemünde ausgesucht. 120 km in 5 Tagen – Klingt eigentlich schaffbar.
Die am Vorabend hastig gepackten Rucksäcke sollten sich bald als zu schwer für eine Einsteigertour herausstellen. Etwa 21 bzw. 18 kg auf dem Rücken sind für einen unerprobten Wanderer erst einmal ganz schön schwer. Das mussten wir direkt erfahren, als wir (…mal wieder verspätet) zum Kieler Bahnhof rennen mussten, um den Zug Richtung Lübeck noch zu erwischen. Bereits im Zug fühlte man sich recht ermattet.
Um etwa viertel vor zehn ging es dann in Travemünde los, nachdem wir für nur 60 cent über die Trave transportiert wurden. Ein Schild des E9 wollte uns weiß machen: 21 km bis nach Boltenhagen – um schlappe 10 km verschätzt! Dies ließ jedoch unsere Wanderlaune nicht verderben, Dörte war auf jeden Fall gut gelaunt.
 

Das Wetter am Morgen war bedeckt, es regnete jedoch nicht – eigentlich perfekte Wanderbedingungen. Im Hafen von Travemünde konnten wir das Segelschiff Passat bestaunen.
 
Nach einem tristen Marsch durch eine unendlich lang wirkende Wochenendhauskolonie ging es dann über die ehemalige Grenze auf den ersten Wanderweg, der jedoch nicht als E9 ausgeschildert war. Insgesamt waren über die fünf Tage die Schilder des Wanderweges recht rar gesät, bis auf die großen Städte, wo man praktisch an jeder Straßenlaterne ein kleines blau-weißes Schild finden konnte.
Auf dem Weg entlang der Küste sind wir auf viele Marienkäfer gestoßen, die den kompletten Rad- und Wanderweg belagerten. Unreifen Sanddorn und Brombeeren konnten wir ebenfalls probieren. In der ersten Mittagspause waren wir schon recht geschafft, da sich das Gewicht auf dem Rücken nun bemerkbar machte. Zudem versüßte uns leichter Regen die Brotzeit. Das Wetter schien Hauke darauf hinweisen zu wollen, das es nicht besonders schlau war seine Regenjacke zu vergessen!
 
Nach der Mittagspause folgte ein Stück mit vielen kleinen Steigungen. Besorgnis machte sich breit, da wir immer noch nicht auf unserer ersten Wanderkarte unterwegs waren und noch ein ganzes Stück vor uns lag. Zwischendurch hatte man jedoch immer einen schönen Ausblick auf die Ostsee.
 
Eine Bank im Wald rettete unsere müden und resignierenden Beine, etwa 10 km lagen noch vor uns! Das Stück danach war jedoch besser zu laufen und nach einer kleinen Pause am Strand von Steinbeck, sowie das unwirklich scheinende Dorffest in Redewisch mit Wolfgang Petri und frühe 90er Jahre Musik, einer idyllischen Pause an der Landstraße mit Stacheldrahtzaun und Viehzuchtanlage, haben wir schließlich völlig erschöpft und glücklich um 19 Uhr den Campingplatz im Touristenort Boltenhagen erreicht. Die Toleranz gegenüber mit Badetouristen überfüllten Gehsteigen ging gegen null! Der Zeltplatz war ebenfalls völlig überfüllt, für 17,20 Euro haben wir jedoch noch einen Platz am Seitenstreifen für unser Zelt bekommen. Dafür waren die sanitären Anlagen okay, der Platz nachts jedoch relativ laut. Der Abend wurde mit Planungen für den nächsten Tag und einer Portion Kartoffelbrei mit Mischgemüse abgeschlossen.
 
 
Zweiter Tag, Sonntag, 10.08.2008 Boltenhagen bis Zierow (20 km)
 
Nach einer regnerischen Nacht sind wir am nächsten Tag um 8 Uhr aufgestanden – viel zu spät, wie sich heraus stellen sollte. Nach einem etwas unkoordinierten Ablauf sind wir schließlich um 11 Uhr gestartet. Das Wetter hielt sich an diesem Tag sehr bedeckt. Bis zur Mittagspause in Niendorf hatten wir jedoch trockenes Wetter entlang eines recht schönen Wanderweges. Die Mittagspause am Strand wurde durch Nieselregen begleitet, der sich zum Nachmittag hin noch verstärken und anhalten sollte. Hauke reagierte mit schlechter Laune, da er ohne seine Jacke dem Regen ausgesetzt war. In Beckerwitz fand sich endlich eine Bushaltestelle, in der eine ausgiebige Nachmittagspause zum Aufwärmen genutzt wurde. Das Wanderstück entlang des Strandes nach Zierow war dann dennoch sehr schön und das Wetter entschädigte einen mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Strand von Zierow.
 
Unser kleines Eigenheim konnten wir für 17,50 Euro auf einem wunderschönen Campingplatz mit neu gebauten, großzügigen Sanitäranlagen verbringen. Den Platz teilte man sich mit einigen Zeltgästen, Dauercampern und Kaninchen. Nachts regnete es – wie immer.
 
Dritter Tag, Montag, 11.08.2008 Zierow bis Klein Strömkendorf (25 km)
 
Gelernt vom ersten Morgen, sind wir am zweiten Morgen schon um 7 Uhr aufgestanden, um einigermaßen pünktlich zu starten. Erste Orientierungsschwierigkeiten kamen bereits noch auf dem Gelände des Zeltplatzes auf. Uns wurde jedoch freundlich geholfen und wir konnten den bis dahin schönsten Wanderweg der ganzen Wanderung von Zierow bis zur Seebrücke Bad Wendorf laufen. Unterwegs haben wir Rast im kleinen Fischerdorf Hoben gemacht, wo wir auf den Hanseatenweg gestoßen sind, der uns für den Rest des Tages begleiten sollte. Da die Strecke bis nach Klein Strömkendorf zu weit zu wandern war, wollten wir von Bad Wendorf eine Fähre auf die Insel Poel nehmen, um von dort aus unsere Wanderung fortzusetzen. Diese Fährlinie existierte jedoch nur auf unserer Karte, worauf wir uns in den Bus gesetzt haben und durch Wismar hindurch bis nach Redentin (gehört noch zu Wismar!!) gefahren sind.
 
Von dort aus sind wir über Wiesen und Wälder Richtung Wodorf gewandert mit einer Mittagspause im Wald am Försterstammtisch. Bis dahin gut in Fitness und Zeit, gab uns ein erstmaliges Verlaufen im Wald einen kleinen Dämpfer, 2 km Extrastrecke waren Gift für die Motivation! Der Rest des Tages wirkte unendlich lang, auch wenn uns auf dem Weg nach Stove zur Holländermühle viele leckere Äpfel am Wegesrand den Hunger auf etwas Frisches stillten.
 
Danach liefen wir entlang der Bundesstraße über Boiensdorf nach Klein Strömkendorf zum günstigsten Zeltplatz an der gesamten Ostsee?!? Für läppische 8,60 Euro kamen wir bei gastfreundlichen aber auch eigenwilligen Besitzern und veralteten Sanitäranlagen auf einem Campingplatz in Klein Strömkendorf unter. Die Körperreinigung wurde somit lieber in der Ostsee erledigt. Auch an diesem Abend konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Booten im Vordergrund genießen.
 
Nachts gab’s (wie immer) Regen.
 
Vierter Tag, Dienstag, 12.08.2008 Klein Strömkendorf bis Kühlungsborn (27 km)
 
Das erste Geräusch am Morgen war der prasselnde Regen auf unser Zeltdach. Nachdem Hauke bereits so wenig Lust hatte, dass er die preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit einen weiteren Tag nutzen wollte, sind wir dann doch um 7.30 Uhr aufgestanden, worauf sich der Regen dann auch verflüchtigte. Der Wandermorgen war relativ trist. Der Körper zeigte bereits früh die ersten Beschwerden, so dass die Motivation am Abend in Kühlungsborn zu übernachten nicht sonderlich groß war. Die Strecke führte uns über unspektakuläre Orte wie Pepelow, Tessmansdorf und Roggow, bis es in Garzer Hof endlich von der Straße abging und ein recht netter Wanderweg Richtung Rerik folgte. Der Leichenschmaus wurde auf dem Friedhof in Rerik genossen. Nachdem das Wetter nachmittags aufklarte und der Wanderweg ab Rerik entlang der Steilküste endlich schöner wurde, war auch die Laune wieder etwas besser.
 
Den Weg musste man sich mit einer Schar von Radfahrern teilen. Eine Nachmittagspause wurde in Meschendorf bei wunderschönem Wetter und fantastischem Ausblick an der Küste gemacht. Das letzte Stück nach Kühlungsborn war nicht mehr lang!
Völlig geschafft sind wir auf dem teuersten Campingplatz unserer Strecke (24,50 Euro) in Kühlungsborn angekommen. Im daran liegenden Einkaufsmarkt fühlte sich Dörte wie im Schlaraffenland, Hauke verlor zuerst die Orientierung und teilte sich darauf in unverständlichen Sätzen mit – ein Sonnenstich? Das Alster und Obst am Abend war aber das Leckerste, was man die letzten Tage verkostet hatte!
Nachts wie schon die letzten Tage mal wieder Regen.
 
Letzter Tag, Mittwoch, 13.08.2008 Kühlungsborn bis Warnemünde (28 km)
 
Vier Tage sollen schon wieder rum sein? Irgendwie verging die Zeit bis dahin ganz schön schnell. Daran war nun aber kaum zu denken, denn die zweitlängste Etappe stand noch vor uns. Also wieder pünktlich um 7 Uhr aus dem Schlafsack gehüpft und um 9.20 Uhr waren wir bereits auf den Wanderbeinen. Der Tag empfing uns mit wunderschönem Wetter, kaum ein Wölkchen am Himmel. So konnte man richtig schön die Promenade von Kühlungsborn und das Wandern auf dem Deich am Morgen genießen!

Der Wanderweg führte uns fast ausschließlich direkt an der Küste Richtung Heiligendamm entlang. Auf den Spuren von Angie und George spaziertem wir am Strand und bewunderten die schönen klassizistischen Villen entlang der Promenade.

Der Weg führte uns weiter Richtung Börgerende-Rethwisch, den wir uns mit vielen Radfahrern teilen mussten. Ständiges Gebimmel und ein „Danke“ beim vorbei fahren gehörten zum festen Tagesprogramm! Mittagessen gabs auf einer schönen Bank mit Tisch am Wegesrand. Das Thema Schmelzkäse hatten wir zu dem Zeitpunkt dann auch über – nach 5 Tagen kann man sich was Leckeres vorstellen. Der schöne Wanderweg führte uns unter nun bereits bedecktem Himmel durch den Gespensterwald Nienhagen – gruselig wars jedoch nicht.
 
Kurz vor Warnemünde hielt es dann Hauke für sinnvoll am denkbar ungünstigsten Strandabschnitt noch einmal Baden zu gehen. Riesige Gesteinsbrocken, starke Strömung und der einsetzende Platzregen verhinderten großen Badespaß. Aber man will ja zumindest in der Ostsee gewesen sein! Nach einem echt nervigen Stück durch Warnemünde hindurch haben wir am Abend um 18 Uhr die S-Bahn Richtung Rostock erreicht. Abends vertilgten wir ungewöhnlich große Mengen an Fertiggerichten und verbrachten den restlichen Abend vor dem Fernseher.
Nachts blieb es trocken…

 

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B
Ja, Hauke und Dörte, der Bericht mit den Fotos ist sehr <br /> schön geworden. Jetzt warte ich auf die Schwedenfotos-<br /> Gruß<br /> Mama
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S
Ganz modern im Web 2.0 Style schreibt der Hauke jetzt seinen eigenen Block. :)<br /> Viel Arbeit, ist aber sehr schön geworden. Wünsche euch viel Spaß in Schweden. Gruß, sven
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